Max Pothmann | Autor | Bühnenbild & Requisitenbau | Köln-Bonn
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22.08.2011

Sexy Beast


Vorgestern striff ich Stanley Kubricks Eyes Wide Shut, ohne genauer zu sagen, an welche Bilder ich dachte. Vielleicht vermute ich, dass die von einem Filmgenie satt und golden in Szene gesetzte Sexorgie der Superreichen jedem im Gedächtnis geblieben sein muss, der den Film gesehen hat. Die Party steigt in einem Schloss, wie man es in England, nicht aber in den USA vermuten würde.

Ähnlich, aber bescheidener platziert Jonathan Glazer seine Version dieser Szene in eine Londoner Luxuswohnung. Zu sehen in Sexy Beast (2000), Glazers erstem Langfilm nach einer Serie populärer Werbespots und Musikvideos. Auch hier korpulieren alle wild durcheinander. Die Männer sind oft zähe alte Streifen und die Frauen - im Gegensatz zu Kubricks Darstellung - nicht ausschließlich jung und schön.

Prüde Kritiker bemängelten an diesem Werk die hundertfache Aussprache der Worte fuck und cunt. (Siehe Artikel vorgestern).
So wie der bereits besprochene Film 'Hanna' ist Sexy Beast besonders in der ersten Hälfte klar durchstilisiert. Die Wärme Spaniens kriecht uns durch Glazers graublaue Bilder tief unter die Haut. Ein einfacher Umstand wie der vom Hang in den Pool polternde Felsbrocken wird zum visuellen Fest. Als praktisch erweist sich dieser Unfall auch: In die Delle, die er in den Boden des Beckens reißt, wird kurzerhand das Mordopfer gepackt.

Sexy Beast erzählt von der Schwierigkeit, aus der eigenen Vergangenheit auszusteigen. Dabei liebt Gary Dove (Ray Winston) die Sonne, seinen Pool und den netten spanischen Jungen von nebenan. Zusammen mit einem befreundeten Pärchen genießen er und seine Frau den ruhigen Platz an der Sonne, bis Don Logan ihnen einen Besuch abstattet und mit seinem Jobangebot für Gary alles in Wanken bringt.

Ben Kingsley, für seine Rolle als Don Logan mit dem Nebenrollenoskar nominiert, spielt eines der hochkonzentriertesten Arschlöcher der Filmgeschichte. Im Original ist der Film kaum zu verstehen, so festgeschraubt flucht, rotzt, pisst und schimpft dieser Profigangster von links nach rechts durch das spanische Idyll.

Ein zweites Arschloch von erlesener Qualität bietet Ian McShane, vielen bekannt durch seine Rolle als Reportergeist in Woody Allens Scoop (2006). Nicht nur durch seine visuelle Dichte also unterscheidet sich Sexy Beast vom Gros der Filme. Gute Schurken sind selten. Dabei zahlen sie in Krimis, Actionfilmen und Thrillern die halbe Miete.

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